Dogonland - Burkina Faso

Der Graufischer schwebt am Ort über dem Wasserloch, heftig mit den Flügeln schlagend, taucht aufs Mal ab und mit einem zappelnden Fisch gleich wieder auf. Elefanten planschen gemütlich durch das Wasser, ohne auf die Nilkrokodile zu achten, die in der Nähe die letzten Sonnenstrahlen auf ihre Panzer scheinen lassen. Gelangweilt sitzen die Geier in der Baumkrone, währenddem die Baboons am Ufer waschen und essen. Wir sind im südlichen Burkina Faso in einem Nationalpark nahe der ghanaischen Grenze und geniessen einen freien Tag mit viel Natur und Faulenzen, dafür ohne Grossstadtstress und Internet.

Was hat sich im Januar bei uns alles zugetragen?

Le Pays Dogon

Anfangs Monat verlassen wir Djenné und pedalen via Sévaré nach Bandiagara im berühmten Dogonland. Nach langem Hin und Her entschliessen wir uns, doch einen Guide zu nehmen, um die berühmte Gegend mit eigenen Augen zu sehen. Wir sind unschlüssig, fürchten uns etwas vor dem Touristenrummel und davor, wieder einmal einen Reinfall zu erleben. Doch nichts dergleichen: wir haben Glück mit Baboucar, unserem Guide, der sich bestens auskennt, viel zu erzählen weiss und uns in einem Tag einen guten Eindruck dieser idyllischen Gegend verschafft. Wir wandern durch Dörfer, wo die Zeit stehen geblieben scheint, entdecken reiche Gärten und sind beeindruckt von der Falaise.

Heimatfreude

Wieder auf dem Velo rauschen wir die mörderische Betonrampe über die Falaise runter in die Ebene, wo uns wieder bewusst wird, dass wir uns eigentlich in der Sahelzone befinden: Dornsträucher, Sanddünen, magere Felder – die letzten Wochen hat uns der Niger glauben lassen, durch eine viel feuchtere Klimazone zu fahren. Am gleichen Tag erreichen wir totmüde Koro, die letze Ortschaft vor der burkinesischen Grenze. Wir übernachten im Campement und lernen zwei Rheintaler kennen, die mit einem umgebauten MAN-Kipper für zweieinhalb Monate in Afrika unterwegs sind. Während dem Plaudern kommt das Gespräch – wie könnte es bei uns auch anders sein – auf das Essen. Iris, die seit Tagen von Schoggi träumt, fragt ohne Hoffnung nach Schokolade. Klar! ist die Antwort, und schon kommt ein gekühltes Branchli daher. Noch selten haben wir ein Brügeli so genossen! Als Röbi und Elisabeth erwähnen, sie hätten noch Käse, Rivella und sonst allerlei aus der Schweiz dabei, werden unsere Gesichter immer länger. Sie laden uns kurzerhand zum Znacht ein: Steak mit Schweizer Kartoffeln, zum Dessert Stalden-Crème und Willisauer Ringli, mit auf den Weg erhalten wir noch zwei tolle Stücke Appenzeller Käse und Knorr Suppe. Sie hätten eben ein bisschen zuviel eingekauft... Noch im Bett mit vollem Bauch können wir unser Glück kaum glauben.

Burkina Faso

Der Grenzübertritt am nächsten Tag geht problemlos, und einmal mehr werden wir kopfschüttelnd für unser Abenteuer bewundert. In Ouaghiouya ändern wir über Nacht unsere Pläne und steuern erst Bobo-Dioulassou statt Ouagadougou an. Wir wollen über Togo nach Ghana einreisen, und so macht es mehr Sinn, erst Bobo zu besuchen. Der Weg dorthin ist jedoch mühsam, wieder einmal kämpfen wir uns über eine holprige Piste, und werden von den überholenden Lastwagen eingestäubt. In Bobo finden wir eine gemütliche Unterkunft und hoffen auf einige ruhige Tage – schliesslich wird die Stadt in allen Reiseführern als laid back und tranquille beschrieben. Wir werden jedoch von Guides bestürmt, überall hartnäckig bettelnde und aggressive Kinder, die auch mal spucken, wenn sie nichts bekommen. Die Gegensätze arm und reich prallen knallhart aufeinander, und der Weisse steht ohne Frage als Privilegierter da. Manchmal verschliessen wir einfach die Augen, andere Male gelingt uns das Abgrenzen, dann wieder nicht. Liessen wir zu viele Gefühle aufkommen, müssten wir die Reise in Frage stellen und sähen wohl das Schöne oft nicht mehr.

Der zweite Tag in Bobo verspricht mehr, wir können die berühmte alte Banko-Moschee von innen besichtigen, finden einen flotten Guide, der uns die Altstadt zeigt, und als krönender Abschluss lassen wir uns im Eau Vive kulinarisch verwöhnen.

Poste Restante

Ohne Lust, die befahrenen 350km nach Ouagadougou gegen den Wind zu trampeln, nehmen wir den Bus und sind nach fünf Stunden anstelle von ebensovielen Tagen in der Hauptstadt. Statt dem gemütlichen Ausspannen verbringen wir drei Tage mit CDs brennen, dem Ghana-Visum nachlaufen, Händler abwimmeln... und der Post unsere Besuche abstatten. Der Poste-Restante-Schalter in Ouaga gilt laut Reiseführer als sehr zuverlässig, aber bei unserem ersten Versuch erhalten wir nach eineinhalb Stunden nur ein einziges der erwarteten sechs Pakete. Dafür erfahren wir einiges über die Unterschiede zwischen Lettre, Paquet (< 1kg), Colis (> 1kg), wobei es für die Paquets einen Avis braucht, der am Lettre-Schalter abzuholen wäre. Dort – jede Sendungsvariante hat nota bene ihr eigenes Gebäude – geht vorerst aber nichts ohne Postfach, von Poste Restante hat niemand gehört. Unser 2-kg-Colis erhalten wir dementsprechend ohne Avis am Paquet-Schalter. Am zweiten Tag bleibt die Ausbeute gering, einzig Röhrens Paket aus dem Iran dürfen wir entgegennehmen und dafür am nächsten Morgen Honig schlecken. Am Freitag jedoch gelingt Iris der Durchbruch: während Tom unsere Colis in die Schweiz versendet (erst zur Zoll-Kontrolle, dann am Colis-Schalter bezahlen, dann beim Zoll stempeln, zum Schluss Formulare ausfüllen und dreifach auf die Schachtel kleben), werden ihr im Lettre-Gebäude einige Avis' ausgehändigt, mittels deren sie einen zweiten Avis (oder so) in einem noch anderen Gebäude beziehen kann, der dann letztlich zum Bezug eines Paquets berechtigt. Allerdings erst, nachdem – wieder im Lettre-Gebäude – die entsprechenden Timbres gekauft worden sind. Tom, vom Colis-Versand erschöpft, versucht auch noch, seine Avis' zu erhalten, und kriegt dazu sogar noch einen Lettre – direkt und unkompliziert am Lettre-Guichet. Um den Avis in ein Paquet zu konvertieren ist es allerdings zu spät: atemlos erreichen wir das Paquet-Gebäude um 17:04; der Zöllner ist nicht mehr da, da gibts nichts zu machen, und das nächste Mal offen ist erst wieder Montag, lange nach unserer Abreise. Enttäuscht laufen wir der Chefin des Colis-Dienstes über den Weg, die unsere hängenden Köpfe bemerkt und mit viel Charme versucht, ihre Paquet-Kollegin zu einer Ausnahme zu bewegen; nach viel hin und her ist das Einverständnis da, der Avis wird entgegengenommen... doch stellt sich heraus, dass dieser nur für das bereits am ersten Tag erhaltene Paket gewesen wäre. Damit bleibt eine von sechs Sendungen in den Haufen von Paquets und Colis liegen, wir freuen uns ab den anderen fünf und danken allen Beteiligten für ihren Einsatz.

Südwärts

Ohne allzu viel Erholung, aber immerhin mit vielen frischen Erdbeeren im Bauch, schwingen wir uns am 26. Januar wieder in den Sattel, wir fahren südlich richtung Ghana. Togo lassen wir nun doch weg, da es uns überhaupt nicht empfohlen wurde, alles sei zerstört von den Buschfeuern. Dafür machen wir noch einen Abstecher in die Nazinga-Ranch, wo wir jetzt den Bericht verfassen.

Morgen verlassen wir endgültig Burkina Faso mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Wir hätten die letzten drei Wochen unserer Reise mit Iris' Eltern in Ghana verbringen wollen; dies fällt nun leider aus gesundheitlichen Gründen ins Wasser. Aber wir freuen uns trotzdem auf die letzte Etappe: Die Veränderung der Vegetation, die traumhaften Sandstrände, aufs Englisch Sprechen, und auch auf den 14. März.

Comments

So. Scho gliii


Liebe Beide!

Schon bald, sehr bald, werdet ihr wieder schweizer Boden unter den Füssen haben. Selbstverständlich freue ich mich auch auf Euren letzten Reisebericht.

Ganz liebi Grüess

~dave

War das so gemeint?

Liebe Radlanten!

Ihr nehmt «den Bus und sind nach fünf Tagen anstelle von ebensovielen Stunden in der Hauptstadt.»

Hmmm... Das war wohl umgekehrt gemeint, oder? Auch wenn Afrika, soooo viel schneller als der Bus fährt Ihr nun auch nicht Rad.

Liebi Grüess
~dr dave

RE: War das so gemeint?

Aber nein, vielen Dank für den schnellen Hinweis. Der Fehler ist soeben korrigiert worden. Die Verantwortlichen gehen von einem technischen Versagen oder einem Software-Problem aus. Oder von Fussballfieber.